
Es sind nicht gerade rosige Aussichten. Wollen Sie den Eurojackpot knacken, müssen Sie eine Wahrscheinlichkeit von 1 : 95.344.200 überwinden. Im deutschen Lotto 6 aus 49 beträgt die Gewinnwahrscheinlichkeit sogar nur 1 : 139.838.160. Nicht viel anders sieht es in den USA, in Großbritannien und anderswo aus: Die Chance, den Jackpot im Lotto zu gewinnen, ist verschwindend gering. Nicht umsonst werden schließlich die Wahrscheinlichkeiten von besonders seltenen Ereignissen mit einem Gewinn im Lotto verglichen.
Warum also gibt es dennoch dermaßen viele Menschen, die Woche für Woche ihre Tipps abgeben? Wir wollen diesem Phänomen in diesem Artikel auf den Grund gehen. Ist am Ende vielleicht doch alles besser, als es scheint?
Wir haben Ihnen oben ein paar Jackpot-Gewinnwahrscheinlichkeiten aufgezeigt. Diese sind niederschmetternd gering, nicht wahr? Nicht unbedingt. Evolutionär betrachtet haben wir nämlich keinerlei Erfahrung mit Zahlen dieser Größenordnung. Wir können sie schlichtweg nicht fassen und vor unserem inneren Auge vorstellen. Vor diesem Hintergrund ist es um Welten einfacher, sich den einen Jackpot-Gewinner auszumalen als die Abermillionen Leute mit Verliererlosen.
Außerdem neigen viele Lotto-Spieler, besonders Langzeitspieler, zum sogenannten Spielerfehlschluss. Die Spieler meinen, dass sie nun einmal mit Gewinnen „dran sein“ müssten, weil sie doch schon so lange spielten. Dabei hat die Gewinnwahrscheinlichkeit nichts damit zu tun, wie lange jemand schon dabei ist oder wie viel oder wenig er bisher gewonnen hat. Schließlich ist jede Ziehung von den vorherigen unabhängig.
Viele Lottospieler, die schon lange Lotto spielen und dementsprechend viel investiert haben, spielen auch aus diesem Grund weiter: Sie wollen ihre „Investition“ zurückholen und ins Plus kommen, also einen mehr oder weniger großen Gewinn einfahren. Diese Spieler können nicht einfach aufhören, weil sie schon so viel Geld für das Lottospiel ausgegeben haben.
Auch die Lotteriebetreiber sind nicht ganz unschuldig: Sofern es möglich ist, präsentieren sie die Gewinner so schnell es geht und stellen sie als Menschen wie du und ich dar. Frei nach dem Motto: „Wenn es dieser Spieler geschafft hat, können Sie es auch.“
Verstärkend kommt hinzu, dass gerade bei den seit Jahrzehnten laufenden Lotterien mit der Zeit viele Leute den Jackpot geknackt oder zumindest einen höheren Betrag gewonnen haben. Wenn es nicht gleich direkte Bekanntschaften sind, so ist die Wahrscheinlichkeit doch hoch, dass die Spieler über die eine oder andere Ecke jemanden kennen, der im Lotto gewonnen hat. Das vermittelt das Gefühl, dass jeder den Jackpot treffen kann.
Dann gibt es noch das trügerische Gefühl der Kontrolle. Die Spieler haben bei den meisten Lotterien die freie Wahl, welche Zahlen sie ankreuzen. Diese Wahlmöglichkeit hat aber keinerlei Auswirkungen auf die Möglichkeit, den Jackpot zu gewinnen. Jede Zahlenkombination hat die gleichen Chancen. Dennoch denken viele Lottospieler, ihr Glück durch die freie Wahl selbst in die Hand nehmen zu können und die Kontrolle darüber zu haben. Dies ist aber ein Trugschluss.
Es gibt viele Gründe, warum Leute Lotto spielen. Es kommt Vieles zusammen: unvorstellbar hohe Zahlen, Spielerfehlschlüsse, bereits getätigte Investitionen, ein vermeintliches Kontrollgefühl… Wir haben Ihnen hier nur ein paar Gründe vorgestellt; es gibt weitaus mehr.
Doch trotz der denkbar niedrigen Gewinnchancen hören die Leute nicht auf, Lotto zu spielen. Und das aus gutem Grund: Die Lotterien haben ihren Glanz nicht verloren. Das Versprechen eines sorgenfreien Lebens ist für viele Leute unwiderstehlich. Die Leute sagen sich, dass es ihnen anders ergehen würde als den Gewinnern, die ihr Glück trotz eines Jackpot-Gewinns nicht gefunden haben. Sie fragen sich: „Andere gewinnen den Jackpot auch, warum also nicht ich? Ich kann genauso gut gewinnen.“
Womit sie Recht haben. Theoretisch könnten Sie schon bei der nächsten Ziehung in ein paar Tagen zum Lotto-Millionär werden. Was würden Sie mit dem Jackpot-Gewinn machen?